Freiburger Knorpeltage 2016

Nunmehr in 5. Auflage fanden am 19./20.02.2016 die Freiburger Knorpeltage im Konzerthaus Freiburg statt. Rund 350 Teilnehmer, der überwiegende Teil davon Ärzte aber auch Physiotherapeuten konnten sich zwei Tage lang über neue Trends der Kniechirurgie sowie die Effektivität etablierter Verfahren und die Konsequenzen in der Rehabilitation informieren. Die Knorpelzelltransplantation (ACT) hat sich mittlerweile als Erfolgversprechendes Verfahren etabliert. Chirurgisch scheint dabei der Erhalt des subchondralen Knochens für das Outcome wichtig zu sein. Die Return to Sport Rate nach ACT ist höher als nach knorpelstimulierenden Verfahren. Wobei auch die Mikrofrakturierung und Bohrverfahren weiterhin ihren Stellenwert haben. Deutlich wurde nochmal betont, dass die ACT entgegen vieler Erwartungen keine Arthrosetherapie darstellt.
Auch retropatellare Zelltransplantationen scheinen nach anfänglicher Kritik inzwischen erfolgversprechender zu sein. Die Physiotherapie spielt sowohl in der Nachbehandlung als auch in der präoperativen Phase eine entscheidende Rolle. Barbara Wondrasch, PT PhD aus Österreich und Wolfgang Schoch, PT MSc aus Freiburg konnten anhand ihrer Arbeiten anschaulich darstellen wie die prä- und postoperative Therapie aussehen kann. Wiederholt gab es ein klares Statement für die Präoperative Therapie, welche jedoch nach wie vor eine Ausnahme in der Praxis darstellt. Wondrasch et al. [1] konnten sogar bei 63% ihrer Probanden durch ein präoperatives Training die OP umgehen oder verschieben. Bei diesen Responders war der Low Symmetrie Index und das Aktivitätsniveau signifikant höher. Inwieweit die Physiotherapie alleine als Therapie bei Knorpelschäden v.a. auch langfristig ausreichen kann und für welche Subgruppen dies gilt muss jedoch in entsprechenden RCTs noch untersucht werden. Um den richtigen Moment für die Rückkehr zum Sport zu bestimmen stellte PD Dr. Gian Salzmann den Algorythmus der Schultessklinik in Zürich vor. Neben der Qualität der Kniebeuge und funktionellen Testverfahren zur quantitativen Beurteilung der Beinachse (Y-Balance Scale, Side Hop Test, Scuare Hop Test etc.) spielt die Aufklärung des Patienten eine entscheidende Rolle insbesondere für die Vermeidung einer Kinesiophobie, deren Bedeutung mittlerweile in mehreren Arbeiten deutlich wurde [2]. Ein progressiveres Vorgehen in der Nachbehandlung, insbesondere was die frühzeitige Vollbelastung angeht hat auch im 2 und 5 Jahres Follow up keinen negativen Einfluss auf das Transplantat wie Barbara Wondrasch anhand ihrer Studien darlegen konnte.

Für die Arthroseentwicklung sind die Beinachse und der Knieadduktionsmoment ein entscheidender Faktor. In der Präoperativen Diagnostik z.B. für eine mögliche Umstellungsosteotomie wird zumeist aber lediglich die statische Beinachse zu Grunde gelegt, welche jedoch oft nicht mit dem dynamischen Knieadduktionsmoment korreliert, funktionelle Aspekte sollten also mehr einbezogen werden. Frank Diemer PT MSc, zeigte anschaulich wie durch gezieltes Training die Beinachse verbessert werden kann. Neben
den Gelenkkomponenten der unteren Extremität sollte auch die Rumpfkontrolle nicht unterschätzt und entsprechendes Training in die Therapie einbezogen werden. Interessant war auch dass sich trotz wenig bis keiner biomechanischer Veränderung ein gezieltes Training positiv auf Schmerz und Funktion auswirkt. Falls dennoch eine chirurgische Korrektur der Beinachse notwendig wird, bot sich ausreichende Gelegenheit, Einblicke in verschiedene OP Techniken zu bekommen. Sollte dies alles die Arthrose nicht verhindern, ist kontinuierliches aktives Training das Mittel der Wahl, wie Sebastian Köcker, PT aus Freiburg, anhand der aktuellen Evidenzlage zu konservativen Therapieoptionen darstellen konnte und die praktische Umsetzung best evidenz based practice in den therapeutischen Alltag von 20 Minuten Takt gleich mitlieferte.
Ein weiterer Themenblock widmete sich den Meniskuspathologien und welche chirurgischen Verfahren zur Verfügung stehen. Der Erhalt des Meniskus ist relevant für die Vermeidung einer Gonarthrose. Dennoch besteht weiterhin eine kontroverse Diskussion, wieviel wann bei wem erhalten werden soll und kann und ob Implantate und Transplantationen zu langfristig besseren Ergebnissen führen. Georg Supp, PT aus Freiburg zeigte wie weg von der medizinischen Diagnose und weitestgehend Hands off eine Selbstbehandlung am Kniegelenk in die „directional preference“ wirken kann. Auch wenn die anatomische/ mechanische Veränderung nicht immer erklärt werden kann, sind die Ergebnisse doch beeindruckend und einfach zu erreichen.

Literatur:
[1] Wondrasch, Barbara; Arøen, Asbjørn; Røtterud, Jan Harald; Høysveen, Turid; Bølstad, Kristin; Risberg May Arna (2013): The feasibility of a 3 month active rehabilitation program for patients with knee full thickness articular cartilage lesions: the Oslo Cartilage Active Rehabilitation and Education Study. In: The Journal of orthopaedic and sports physical therapy 43 (5), S. 310-324. DOI: 10.2519/jospt.2013.4354.
[2] Clare L. Ardern, Nicholas F. Taylo, Julian A. Feller, Timothy S. Whitehea, and Kate E. Webster Sports Participation 2 Years After Anterior Cruciate Ligament Reconstruction in Athletes Who Had Not Returned to
Sport at 1 Year A Prospective Follow-up of Physical Function and Psychological Factors in 122 Athletes The American Journal of Sports Medicine, Vol. 43, No. 4 DOI: 10.1177/0363546514563282



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